Immer unterwegs und meistens gut gelaunt: Fast 100 Tage ist Christian Vogt jetzt Bürgermeister der Kreisstadt Hofheim  „Ich bin der neue Bürgermeister“, hat Christian Vogt im September vielfach gesagt, als er auf Vorstellungsrunde unterwegs war. Neu war der Christdemokrat allerdings nur in dieser Rolle. Denn mit den Akteuren in der Hofheimer Kommunalpolitik und mit den Sachthemen war der langjährige Stadtverordnete und CDU-Vorsitzende in diesen Funktionen bereits bestens vertraut. Und das, kann er nach nun 100 Tagen in diesem Amt sagen, war für seinen Einstieg „wirklich total gut“.

Schneller Umbau der Verwaltungsstrukturen

Dass der Jurist zudem kein Neuling in Sachen Verwaltungsarbeit war, auch das haben nicht nur die Rathausmitarbeiter gleich in den ersten Monaten registrieren können. Ohne diese Erfahrung hätte ein neuer Bürgermeister wohl kaum so rasch die Verwaltungsstrukturen umgebaut. Im kommenden Jahr, sagt Vogt, wolle er diesen Umbau abschließen. „Dann müssen die Strukturen da sein, wo man arbeiten kann.“ Eine eigene Abteilung Finanzen hat Vogt im Rathaus genauso gefehlt wie ein Fachbereich Digitalisierung. Die so wichtige Kinderbetreuung hat ebenfalls als Fachbereich an Gewicht gewonnen. Auch die im Wahlkampf versprochene zentrale Anlaufstelle für Vereine soll es bald im Rathaus geben. Und im neuen Jahr wird der Wald der Stadt komplett von dieser in Eigenregie bewirtschaftet.

Forciert hat Vogt nicht zuletzt die Suche nach Personal, um die freien oder aus Altersgründen bald frei werdenden Stellen im Rathaus neu besetzen zu können. „Die Investition in Köpfe ist die Investition in Zukunft“, will er „maßvoll“ den Stellenplan erweitern, um einige Ingenieure etwa, die das Dezernat Bauen verstärken sollen. Weil die Mitarbeiter im Bauhof schlechter verdienten als in anderen Kommunen und daher lieber dort arbeiten wollten, hat Vogt für eine Angleichung gesorgt. „Ich habe zudem den Wunsch geäußert, dass wir mehr ausbilden“, sagt der 40-Jährige. Zu den zwei Verwaltungs-Azubis sollen zwei weitere Stellen kommen, die jungen Menschen über ein Duales Studium den Einstieg in die Verwaltungslaufbahn eröffnen.

Die Zeit, in der Vogt selbst Lehrbeauftragter an der Hessischen Hochschule für Verwaltung war, geht indes zu Ende. „Das schaffe ich einfach nicht mehr nebenbei“, hat der Rathauschef in den ersten 100 Tagen einsehen müssen. Die Fülle an Terminen, häufig bis spät in den Abend, die „unglaublich vielen Gespräche“, die er führe, das fordert auch den Vielschaffer Vogt, der sich darüber aber nicht beschweren will. „Das ist in jedem Job so, in den man neu reinkommen muss.“

Für ihn die größte Überraschung in den ersten Monaten war die Erfahrung: „Der Tag kann noch so durchgeplant sein, man hat als Bürgermeister immer etwas, was die Pläne über den Haufen wirft.“ So gehörte die Nachricht von der Schließung des Altenheims Haus Maria Elisabeth zu den unvorhergesehenen Herausforderungen der ersten 100 Tage des Christian Vogt.

Enger Austausch
mit Kriftel

Mit Kriftel einen engen Austausch zu pflegen, das ist für den „Wallauer Bub“ nicht schwer. „Ja“, nickt er verschmitzt, da gebe es bereits gute Kontakte. Immerhin ist Bürgermeister-Kollege Christian Seitz nicht nur ebenfalls Christdemokrat, sondern auch in Wallau groß geworden. Keine Frage, dass das für beide Seiten ein Gewinn werden kann, in Sachen interkommunaler Zusammenarbeit und auch im Blick auf die große Frage B 519 neu und ihren engen Zusammenhang mit der Erschließung von Marxheim II. „Wir sondieren, was geht“, sagt Vogt.

Gut angekommen ist in den sieben Ortsbeiräten, dass der erste Mann im Magistrat persönlich im ersten Vierteljahr als Rathauschef in allen Stadtteilvertretungen dabei war und als Kämmerer für sie wieder ein Budget vorgeschlagen hat. Ein Zeichen von Wertschätzung – immer wieder wählt Vogt im Gespräch dieses Wort. „Ich erwarte Wertschätzung und ich gebe auch Wertschätzung“, skizziert er den eigenen Stil. Zu den kleinen Zeichen, die er setzt, gehört daher nicht von ungefähr, dass er für sein Büro vier Sessel von Ikea kaufen will. „Das ist immerhin Hofheims größter Gewerbesteuerzahler.“ Und auch die Bilder von Hofheimer Künstlern wie Hermann Haindl, Hanna Bekker vom Rath oder Ev Grüger, die er Museums-Direktorin Dr. Eva Scheid abgerungen hat für das Besprechungszimmer neben seinem Büro, sind so ein Zeichen. Genauso wie der Neujahrsempfang, mit dem die Stadt erstmals am 25. Januar sich selbst und wichtigen Mitgestaltern der Stadtgesellschaft wie den Vereinen Gelegenheit verschaffen möchte, sich allen Neubürgern zu präsentieren.

„Wir sind eine
tolle Stadt“

Hinter allen steht die Botschaft, die Vogt so formuliert: „Wir sind eine tolle Stadt“. Dass die Hofheimer das selbst wieder mehr schätzen, was sie haben, auch in dieser Hinsicht will Vogt einen Wandel und kommentiert mit einem Lächeln, da halte er es mit Jürgen Klopp: „Man muss vorweg gehen, mit geradem Rücken.“

Quellenangabe: Höchster Kreisblatt vom 19.12.2019, Seite 9